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In den letzten Tagen waren wir mit verschiedenen Dingen beschäftigt, die hier nicht so richtig reinpassen. Sie sind langweilig, aber für uns wichtig: Anmeldung im Gesundheitssystem, Steuerangelegenheiten, Bankgeschäfte, Handynummern.

Abgesehen davon, hat es einige Tage gedauert, bis wir hier in dieser Zeitzone angekommen sind. Das heißt: Ab etwa 1:00 Uhr morgens lag eine immer wieder unterschiedliche Mischung von Kindern bei uns im Bett. Das hatten wir schon lange nicht mehr.

Eigentlich wollte ich heute über unsere Reise nach Newcastle berichten, aber das spare ich mir auf. Nur so viel: I like it. Demnächst mehr.

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Sprunghaft am Redhead Beach.

Heute möchte ich über ein paar Menschen berichten, die wir so in den letzten Tagen getroffen haben. Denn Australien besteht ja nicht nur aus schönen bunten Bildern, die Menschen machen es aus. Und oft sind es die kleinen Dinge, die besonders Freude machen. Ein paar Beispiele aus den letzten Tagen:

  • Der Connector: Seit etwa einem halben Jahr fährt hier in der Nachbarschaft ein kleiner Bus umher. Er wird von der Gemeinde bezahlt und die Benutzung ist kostenlos. Es gibt zwei Routen und der Bus kommt jede halbe Stunde. Fahrplan? Gibt es nicht. Man stellt sich einfach an die Straße, winkt ein wenig und wird mitgenommen.

    /09-people/strathfieldpark.jpg Strathfield Park

    Hier in der Familie sind alle aufgeregt, wenn es um den connector geht. Schließlich bringt er uns fast jeden Tag zum Strathfield Park, in dem es einen riesigen Platzplatz und zwei Fußballplätze gibt. Beim ersten Mal war ich mit Vincent und Valentin unterwegs. Der chinesische Busfahrer lebt angeblich schon seit 30 Jahren in Sydney. So hörte er sich nicht an. Wir sprachen über die Krise in Hongkong und die anstehenden Rugby-Weltmeisterschaften. Zuerst hat Vincent nur mit großen Ohren zugehört –und dann einfach mitgequatscht. Er hat verstanden, dass man hier mit den Leuten ganz einfach und unverbindlich in Kontakt kommt. Seitdem verwickelt er alle möglichen Leute in für deutsche Ohren unmögliche Gespräche.

    /09-people/connector.jpg Der Connector: kleiner Bus, große Wirkung

    Überhaupt, alle Connector-Busfahrer sind mächtig stolz auf diesen besonderen Bus. Eine Busfahrerin nennt ihren Lieblingsbus „Shakira", weil er – im englischen ist der Bus ja eine „sie" – so geschmeidig um die Ecken tanzt. Dazu hört sie laut ABBA im Radio. „Darf ich das anlassen?", fragt sie. Wir bejahen. Dann dreht sie auf. Wir fahren mit „Dancing Queen" zum Park.

  • In Newcastle treffen wir John. Wir laufen einen Fußweg durch einen kleinen Park zu einer Schule. John spricht uns an und wir erklären unsere Lage (bloody Germans, no clue, looking for a house, for schools and Latin lessons…). Irgendwie scheinen die Australier mehr Zeit zu haben. John war Lehrer an der Schule und leitet einen Chor. Jetzt hat er sein großes Haus verkauft und zieht mit seiner Frau in eine kleinere Wohnung.

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    Ziemlich cooler Weg zur Schule: Aus dem Haus und durch den Busch zur Schule.

    Auch er ist ein „Connector". Wir sollen seinen Makler, „Mr. Valentine", anrufen. Wir tauschen Handynummern aus. Ein paar Minuten später bekommen wir schon eine SMS von ihm. Er hat sofort mit Valentine gesprochen, der uns dann weiterverknüpft. Mit John habe ich jetzt einen regen SMS-Austausch. Vorhin hat er uns ein Bild von einem freien Haus geschickt.

  • Der Kellner im „Thai Bar Restaurant": Etwa 18 Jahre, wirkt zunächst unsicher und fahrig, dann zunehmend interessiert an uns. Das Restaurant ist leer, weil das Essen nur noch per „Uber Eats" geliefert wird (Uber-Fahrer die momentan keine Fahrgäste haben, sind dann eben auch noch Pizza-Taxis - hier findet eine einzige „Uberisierung" statt).

  • Wir kommen ins Gespräch, weil wir deutsch reden. Er fragt, woher wir kommen. „Ah, Germany! All I now is Gleichschaaaltung - I study the Woymerer Republic at University". Ah, die Weimarer Republik. Wir diskutiere über dunkle deutsche Zeiten. Und Sport; Sport geht immer. Bei den Jungs macht er Punkte, weil er schon weiß, dass Bayern München soeben Coutinho gekauft hat. Wenn wir ein Haus kaufen wollen, dann kann seine Mutter helfen. Die arbeitet in der Kreditabteilung gleich um die Ecke.

Das sind nur zwei Beispiele für die Menschen hier. Ich mag die Offenheit und die vielen Gelegenheiten für ein kleines, unverbindliches Schwätzchen zwischendurch. Gutes Sprachbad für die Kinder.