Auf der Suche nach Thorpedo


Vor ungefähr 25 Jahren hatte ich einen großen Traum: als Sportjournalist von den Olympischen Spielen in Sydney berichten. Daraus ist offensichtlich nichts geworden. Ich bleibe ein unentdecktes Talent. Vielleicht zieht es mich gerade deswegen immer in den Olympic Park, wenn ich in Sydney bin.

Als Sydney im Jahr 2000 auf der Weltbühne des Sport erstrahlte, war meine Frau live dabei. Ihre Oma lebte nur wenige Kilometer von den Stadien entfernt. Und stellt Euch vor: Es sind sind Olympische Spiele gleich nebenan und man geht nicht hin. Unvorstellbar, aber wahr. Das wäre so als wären Fußballweltmeisterschaften, man wohnt direkt neben der Allianzarena und fährt lieber zum Perlacher Einkaufszentrum.

/15-olympics/olympics-pool.jpg Das Aquatic Centre: Hier wurde Geschichte gestrampelt.

An diesem kalten und regnerischen Tag zog es uns ins Olympische Schwimmbad, ins “Aquatic Centre”. Sehr zu unserer Freude konnten wir mit dem Connector dorthin fahren. Das Olympische Schwimmbad wurde bereits 1995 eröffnet und die fast 25 Jahre spürt man in allen Ecken. Zumindest altert das Schwimmbad in Würde. Lediglich die Eintrittspreise sind auf aktuellem Niveau. Ein Erwachsener und drei Kinder: 27 Dollar. Ka-tsching!

/15-olympics/olympics2.jpg Ziemlicher Seegang auf der Zuschauertribüne; Big hands und vor den historischen Olympiasiegerplaketten - der Ort atmet noch immer olympische Geschichte.

Doch noch immer ist es eindrucksvoll im Bad, in das 7000 Zuschauer passen (hat Vincent herausgefunden) und ich erinnere mich noch sehr an den Weltrekord über 400m Freistil von Ian “Thorpedo” Thorpe. Im Gang zu den Umkleiden konnten wir unsere Hände und Füße mit den Abdrücken der damaligen Helden um Thorpe, Klimt und co. (“Fun Fact” aus der Sportreporterkabine: Michael Phelps zerstörte die bestehenden Rekorde erst in Athen 2004 - er trat 2000 als 15-jähriger über 200 Schmetterling an und wurde Fünfter) vergleichen. Die Hände von Thorpe sind so groß wie Maurerkellen und die Füße lang wie Flossen. Die Kinder waren eher begeistert von dem starken Strudelbecken und der Rutsche.

/15-olympics/olympics1.jpg So trist wie das Wetter (wenn nicht gerade eine Sportveranstaltung ist): Der Olympic Park ist ideal zum Autofahrenlernen.

Danach schauten wir und noch ein wenig im Olympischen Zentrum um: Die Olympischen Spielen waren wohl die Spiele der kurzen Wege, denn hier sind die Stadien und Hallen alle nebeneinander. Auffallend: Tagsüber ist der Olympic Park ziemlich leer, auf den Straßen herrschen geradezu nordkoreanische Zustände. Die Straßen sind breit und es fährt kein Auto. Zwar versucht die Stadt hier Technologiefirmen unterzubringen, aber so richtig viel los ist hier nicht. Uns auch egal: Wir kommen wieder, um den Western Sydney Wanderers beim Fußball zuzuschauen, Rugby zu verstehen und uns über die vielen, nicht gepfiffenen Fouls im Australian Football aufzuregen.

Eigentlich hatten wir noch einen anderen Rechercheauftrag: Angeblich sollte im Olypark ein selbstfahrender Bus im Rahmen eines Pilotprojekts herumfahren. Da wollten wir mit. Keiner wusste etwas davon und später fanden wir heraus, dass man sich dafür umständlich online registrieren muss und nicht einfach aufspringen kann. Lame - wie lahm.